Kürzlich fand im Rehazentrum Valens das 2. Valenser Herbstsymposium zum Thema «Onkologische Rehabilitation» statt. Unter dem Motto «Mensch, Krebs – und die Reise zurück ins Leben» beleuchteten namhafte Vortragende die verschiedenen Facetten der Rehabilitation nach einer Krebserkrankung.
Das Valenser Herbstsymposium versteht sich als Austauschplattform für die an der onkologischen Rehabilitation beteiligten Fachpersonen; aber auch als Botschafter darüber hinaus: Die onkologische Rehabilitation ist eine der am wenigsten bekannten Rehabilitationsbereiche – der Bedarf, die Möglichkeiten und die positiven Auswirkungen auf den Alltag und das Berufsleben der Betroffenen sind jedoch enorm. Dr. med. Stephan Eberhard, Initiator des Valenser Herbstsymposiums und Chefarzt des Rehazentrums Walenstadtberg, freute sich über die hochkarätig besetzte Referentenliste und die Pionierarbeit, die für die onkologische Rehabilitation geleistet werde.
Strategien gegen Krebs und wegweisende Studien
So gab Dr. sc. nat. Michael Röthlisberger von der Nationalen Strategie gegen Krebs (NSK) zu Beginn einen Überblick über die Handlungsfelder und Ziele, die die NSK im Bereich der onkologischen Rehabilitation verfolgt. Im Fokus standen dabei der Zugang zum Reha-Angebot für Krebspatientinnen und -patienten, die Entwicklung von einheitlichen Qualitätsstandards sowie die Finanzierung der Angebote. Carmen Thanei, Leiterin der Physiotherapie im Rehazentrum Walenstadtberg, stellte erste Ergebnisse aus ihrer laufenden Kohortenstudie vor, in der sie unter anderem erstmals zeigen konnte, dass sich die gesundheitsbezogene Alltagsaktivität und Ermüdbarkeit während des Reha-Aufenthaltes in Walenstadtberg signifikant verbessert und dass diese Verbesserung nachhaltig ist. Sarah Stoll von der Krebsliga Ostschweiz sprach in ihrem Vortrag die «Survivors» an: Menschen, die eine Krebserkrankung überleben, brauchten unterschiedlich kombinierte Therapien; hier sei eine frühe Information über die Möglichkeiten ein zentrales Anliegen.
Moderne Behandlungsmethoden, Sexualität und Sport
Den zweiten Teil des Symposiums eröffnete Prof. Dr. med. Roger von Moos, Chefarzt Onkologie und Hämatologie im Kantonsspital Graubünden. Als führender Onkologe in der Schweiz wusste er das Fachpublikum über eine ganze Reihe von Strategien bei Krebsbefall des zentralen Nervensystems zu informieren und erläuterte moderne Behandlungsstrategien bei Hirnmetastasen. Das zentrale Nervensystem war dann auch Thema des nächsten Vortrages: Dr. med. Dr. sc. nat. Roman Gonzenbach, Ärztlicher Direktor Neurologie in den Kliniken Valens, referierte über die Prinzipien in der neurologischen Rehabilitation und klärte anhand von Fallbeispielen über die Besonderheiten in der Reha bei Krebspatientinnen und -patienten auf. Ein anderer Bereich, über den in der klinischen Praxis nicht so selbstverständlich gesprochen wird, wurde im Vortrag von Claudia Pesenti-Salzmann thematisiert: Die Pflegeexpertin und Fachfrau Onko-Sexologie informierte darüber, wie Krebspatientinnen und -patienten in der Erhaltung ihrer Sexualität unterstützt werden können und wie durch frühzeitiges Ansprechen sexuellem Unwohlsein und Dysfunktionen vorgebeugt werden kann. Ein wichtiger Schritt sei diesbezüglich auch durch die neu eingerichtete Sprechstunde Onko-Sexologie im Kantonsspital Chur gemacht – seit September ist Frau Pesenti-Salzmann regelmässig vor Ort. Als letzter Referent des Tages berichtete Dr. Jens Bansi, Sporttherapeut im Rehazentrum Valens, von der Bedeutung von Bewegung und Krafttraining bei Krebserkrankungen:
Studien zufolge fördere Inaktivität Entzündungen und Tumorwachstum; in der Rehabilitation von Krebspatientinnen und -patienten seien daher auf die persönliche Belastbarkeit, die Krebsart und Medikation abgestimmte Bewegungsprogramme unverzichtbar – mit der einzigen Einschränkung, dass eine längere Regenerationszeit einzuplanen sei.
Der Leitgedanke, der dem Valenser Herbstsymposium – und der onkologischen Rehabilitation als Ganzes – zugrunde liegt, war während der gesamten Veranstaltung spürbar: Für die Betroffenen ist die «Reise zurück ins Leben» beschwerlich, aber möglich. Und das Valenser Herbstsymposium, so der Tenor des Fachpublikums, wird auch weiterhin wertvolle Erkenntnisse bringen und den Austausch in der Rehabilitation von Krebspatienten fördern.
Bildlegende: Dr. med. Stephan Eberhard, Chefarzt Rehazentrum Walenstadtberg, mit Carmen Thanai, Teamleitung Physiotherapie, die eine laufende Kohortenstudie vorstellte.