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Covid-19-Rehabilitation in den Kliniken Valens

Hintergrund

Im Dezember 2019 wurde die Welt mit dem Ausbruch eines neuen Erregers konfrontiert. Meldungen aus China berichteten über eine neue, bisher unbekannte Lungenerkrankung. Die neuartige Krankheit wird durch ein Virus aus der Gruppe der Coronaviren verursacht, der Erreger ist das SARS-CoV-2 (severe acute respiratory syndrome coronavirus 2), dementsprechend wurde die damit assoziierte Erkrankung Coronavirus-disease (COVID-19) genannt. Mittlerweile hat sich diese Viruserkrankung in mehreren Wellen pandemisch über die ganze Erde ausgebreitet.

Ende Februar 2020 trat der erste Covid-19-Fall in der Schweiz (Tessin) auf. Ab Anfang März 2020 stiegen die Fallzahlen dann kontinuierlich an.

Anfang April 2020 wurden erste Patientinnen und Patienten nach überstandener akutsomatischer und eventueller intensivmedizinischer Behandlung wegen Covid-19 zur Rehabilitation der Rehabilitationsklinik Walenstadtberg der Kliniken Valens zugewiesen. Ab Mitte April 2020 wurden auch akut infizierte Patienten zur Entlastung der Akutspitäler auf eine Kohorten-Isolationsstation zur stationären Rehabilitation in Walenstadtberg aufgenommen. Die Patientinnen und Patienten waren bei Klinikeintritt häufig in einem reduzierten Allgemeinzustand, kaum gehfähig und bei den meisten Aktivitäten auf die Gabe von Sauerstoff angewiesen. Viele Patienten, die von der Intensivstation nach längerer Intubation und künstlicher Beatmung in die Rehabilitation übertraten, zeigten ein delirantes Zustandsbild mit phobischen Anteilen.

Ziel der Studien war die Beantwortung der folgenden beiden Forschungsfragen:

  1. Zeigen akut an SARS-CoV-2-erkrankte Personen einen anderen Rehabilitationsverlauf als Post-Covid-19-Betroffene im Vergleich zu gleichzeitig in Walenstadtberg behandelten «normalen» Rehabilitationspatienten?
  2. Welche Faktoren bei Eintritt sind prädiktiv für den Rehabilitationsverlauf?

 

Methode

Case-Control-Study mit drei Gruppen (SARS-CoV-2-positive Patientinnen und Patienten der Isolierstation, Post-Covid-19-Patienten, Kontrollgruppe gematcht für Geschlecht, Alter und Co-Morbidität (Patienten, die in der gleichen Zeit in Walenstadtberg weilten, ohne an Sars-CoV-erkrankt zu sein))

Verwendet werden klinische Daten aus den Krankengeschichten und aus den elektronischen Patientendossiers von ca. 130 Patientinnen und Patienten.

Als primärer Endpunkt gilt die Selbstständigkeit in den Alltagsaktivitäten, gemessen mit dem FIM. Sekundäre Endpunkte sind die gesundheitsbezogene Lebensqualität (EQ5D), die Mobilität (TUG) und die Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest. Alle diese Daten werden routinemässig bei Ein- und Austritt erhoben.

Potenzielle Prädiktoren für das Outcome nach der Rehabilitation sind die medizinischen Grunddaten wie Diagnose, Alter, Geschlecht, kardiovaskuläre Risikofaktoren, Multimorbidität und soziodemografische Daten (Wohnort, Ausbildung) sowie die Baseline-Messungen der Endpunkte.

Mittlerweile sind die Daten zum Rehabilitationsverlauf ausgewertet und zur Publikation in der Fachzeitschrift «Physikalische Medizin, Rehabilitation, Kurortmedizin» des Thieme Verlags Stuttgart akzeptiert.

Es zeigte sich, dass bei den Covid-19-Genesenen, verglichen mit der Gruppe der klassischen Reha-Patientinnen und -Patienten, insbesondere die alltagsbezogene Leistungsfähigkeit herabgesetzt war. Zudem waren beide Covid-Gruppen in ihrer Lebensqualität und in der Gehfähigkeit eingeschränkt. Von den Rehabilitationsmassnahmen konnten jedoch beide Covid-Gruppen erheblich profitieren: Sie verbesserten sich in allen gemessenen Werten so stark, dass bei Austritt keine Unterschiede zu den klassischen Rehabilitationspatientinnen und -patienten mehr bestanden. Am grössten war die Verbesserung bei den Covid-19-Genesenen.

Verschiedene Faktoren, die zu Beginn der Rehabilitation gemessen wurden, waren prädiktiv für das Ergebnis. Grössere Fortschritte wurden beobachtet bei Patienten mit einer längeren Dauer der Beatmung im Akutspital, und bei Patienten, die zu Beginn der Rehabilitation eine stärkere Beeinträchtigung der Alltagsselbstständigkeit und eine schlechtere Ausdauer beim Gehen hatten.

 

Referenzen

Petzold S, Carney R, Kool J, Bachmann, S: Rehabilitationsergebnisse bei Covid-19-Erkrankung: eine Fall-Kontroll-Studie. Phys Med Rehab Kuror, 23. Januar 2022 https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1729-7706

 

In den Medien

Forschungsteam & Finanzierung

 

Forschungsteam Walenstadtberg:

Prof. Dr. Stefan Bachmann, Stefanie Petzold, Dr. Jan Kool, Roisin Carney

 

Finanziert von den Kliniken Valens