Das Rehazentrum Valens veranstaltete kürzlich gemeinsam mit der Organisation «Parkinson Schweiz» erneut einen Parkinson-Informationstag. Der jährliche Anlass richtet sich an Betroffene, Angehörige und die interessierte Öffentlichkeit. Die Vortragenden referierten dieses Mal über die Themen «Therapeutischer Nutzen von Capsaicin bei Parkinsonsyndromen», «Therapien bei Morbus Parkinson» sowie «Invasive Therapien». Am Infostand von Parkinson Schweiz erhielten die Anwesenden Informationsmaterial und Beratung zu verschiedenen Themenfeldern rund um die Parkinson-Erkrankung.
Morbus Parkinson (oder idiopathisches Parkinson-Syndrom) ist eine langsam fortschreitende Erkrankung des Nervensystems, von der schweizweit über 15’000 Menschen betroffen sind. Typische Symptome sind motorische Verlangsamung (Akinese), Zittern (Tremor), Muskelsteifigkeit (Rigor) und Sturzneigung. Im Rahmen des Parkinson-Informationstages konnten sich die rund 80 teilnehmenden Personen nach einem gemeinsamen Mittagessen darüber austauschen und von den Fachreferenten Dr. scient. Med. Eliane Lüthi, Dr. med. Florian Brugger, Oberarzt im Kantonspital St.Gallen und des Leitenden Arztes Neurologie Prof. Dr. med. Veit Mylius profitieren.
Hustenreflex ist häufig bei Morbus Parkinson gestört
Schluckstörungen kommen bei Menschen mit Morbus Parkinson häufig vor. Dabei können beispielsweise Nahrung, Flüssigkeiten, Speichel oder Sekret in die Atemwege eindringen. Bei gesunden Menschen führt das zu Husten, Räuspern oder Würgen – so lange, bis das verschluckte Material wieder weg und die Atemwege frei sind. «Das Problem bei Morbus Parkinson ist allerdings, dass das Schlucken häufig nur reduziert funktioniert und der Hustenreflex nicht willkürlich ausgelöst werden kann», sagt die Logopädin im Rehazentrum ValensEliane Lüthi-Müller. «Daher besteht die Gefahr des Verschluckens.» Diese Schluck- und Hustenfunktionsstörung könne zu Atemnot, Erstickungsgefühl und schlimmstenfalls zum Tod führen, beispielswiese durch eine Lungenentzündung.
Einsatz von Chili bei Morbus Parkinson
«Hier setzt die Behandlung mit Capsaicin an», erklärt Eliane Lüthi-Müller. In ihrer Forschungsarbeit bestätigte sich der therapeutische Mehrwert von Capsaicin-Aerosol. Dabei wurde Parkinson-Betroffenen hochdosiertes, flüssiges Cayenne-Extrakt in Tropfenform im Mineralwasser verabreicht. Der aus Chilischoten gewonnene Wirkstoff ermöglichte es den Betroffenen, das aufgrund ihrer Erkrankung unzugängliche Hustenpotenzial zu aktivieren und ihre Atemwege aus eigener Kraft zu reinigen. «Dadurch wurde ihre Lebensqualität gesteigert und die Gefahr einer Lungenentzündung reduziert», weiss die Logopädin.
Gleichgewicht und Fitness gegen Gangstörungen trainieren
Über Gangstörungen bei Morbus Parkinson referierte Veit Mylius. «Diese können Stürze und Verletzungen hervorrufen. Das übergeordnete Ziel ist es, an den Aktivitäten des Alltages teilnehmen zu können und das Selbstmanagement zu stärken», sagt der Leitende Arzt Neurologie im Rehazentrum Valens. Bereits prophylaktisch sei es deshalb wichtig, Gleichgewicht und Fitness zu trainieren, um aktiv zu bleiben und Stürze zu vermeiden. «Dabei können – je nach Interesse – auch verschiedene Therapien unterstützend sein», rät Veit Mylius. Das können beispielsweise «duale Aufgaben» sein: Beim Laufen mit Absicherung können etwa auch zu Hause Hindernisse eingebaut werden, da oft unvorhergesehene Ereignisse zu Stürzen führen. Im Rahmen einer stationären Rehabilitation kann dafür das Laufband C-Mill genutzt werden, auf dem der Patient vor Stürzen im Training geschützt ist. Dabei werden Aufgaben auf einen Bildschirm oder das Laufband projiziert und die Geschwindigkeit variiert. Auch Aufmerksamkeitstraining, Boxen und Ping-Pong sind Alternativen, um das Gleichgewicht zu verbessern.
Florian Brugger, Oberarzt am Kantonspital St.Gallen, berichtete von seinen Erfahrungen bei «invasiven Therapien» bei fortgeschrittener Parkinson-Erkrankung (beispielsweise bei häufiger Tabletteneinnahme, langer schlechter Beweglichkeit oder Überbeweglichkeit). Wenn die Einstellung der Symptome durch Tabletten schwierig wird, kann an geräteunterstützte Verfahren gedacht werden. «Es hat sich gezeigt, dass Medikamentenpumpen und tiefe Hirnstimulation wirksame Behandlungsoptionen bei mehrjährigem Morbus Parkinson sind», konstatiert Florian Brugger. Viele Studien konnten einen deutlichen Benefit durch die sich immer weiter entwickelnden invasiven Therapien zeigen. Eine gute Betreuung und ein individueller Entscheid unter Abwägung von möglichen Nebenwirkungen sind dabei jedoch wichtig.
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