loader image

Rehabilitation mit und nach Covid-19 ist nachweislich effektiv

Eine Studie der Kliniken Valens hat gezeigt, dass Patientinnen und Patienten mit oder nach Covid-19 von einer Rehabilitation stark profitieren. Es ist schweizweit die erste Studie, die die Covid-Rehabilitation nicht isoliert untersucht, sondern einen Vergleich zur Rehabilitation von Patientinnen und Patienten ohne Covid-19 anstellt. Die Resultate dieser Studie werden demnächst in der Fachzeitschrift für «Physikalische Medizin, Rehabilitation und Kurortmedizin» des Thieme Verlags Stuttgart veröffentlicht.

Zur Entlastung der umliegenden Akutspitäler wurde im Rehazentrum Walenstadtberg in der ersten Covid-Welle 2020 eine Isolationsstation eingerichtet, in der noch akut an Covid-19 Erkrankte aufgenommen und weiterbehandelt wurden. «Über die Rehabilitationsverläufe von Betroffenen mit aktiver Covid-19-Infektion sowie von Genesenen mit Post-Covid-Symptomatik war zu diesem Zeitpunkt noch nichts bekannt», wie Prof. Dr. med. Stefan Bachmann, Ärztlicher Direktor der Kliniken Valens, ausführt. «Daher bot sich eine sogenannte Fall-Kontroll-Studie an, in der wir untersuchen konnten, wie gut diese Patientinnen und Patienten von einem Rehabilitationsprogramm profitieren können.»

Vergleich des Rehabilitationsverlaufs von drei Patientengruppen

Also wurde im Rehazentrum Walenstadtberg eine Studie mit drei Gruppen von Patientinnen und Patienten gestartet: akut an Covid-19 Erkrankte, Covid-19-Genesene mit Post-Covid-Syndrom sowie klassische Reha-Patientinnen und -Patienten ohne Covid-19. Letztere Gruppe diente als sogenannte Vergleichsgruppe und bestand aus Personen mit Gelenks- und Wirbelsäulenerkrankungen sowie Krebspatientinnen und -patienten.

Die zentrale Fragestellung der Studie war, ob es Unterschiede im Rehabilitationsverlauf der drei Patientengruppen gibt. Als wichtigster Vergleichswert diente dabei die Selbstständigkeit in den Alltagsaktivitäten. Diese ist messbar und wurde bei Eintritt und Austritt festgehalten. Weitere Parameter waren die gesundheitsbezogene Lebensqualität, die Mobilität sowie die von den Betroffenen subjektiv angegebene physische und mentale Gesundheit.

Alle Gruppen verbesserten sich während der Reha gleich stark

Beim Eintritt in die Rehabilitation wurde der Allgemeinzustand der Patientinnen und -Patienten erhoben. Hier zeigte sich, dass bei den Covid-19-Genesenen, verglichen mit der Gruppe der klassischen Reha-Patientinnen und -Patienten, insbesondere die alltagsbezogene Leistungsfähigkeit herabgesetzt war. Zudem waren beide Covid-Gruppen in ihrer Lebensqualität und in der Gehfähigkeit eingeschränkt. Durch die Rehabilitationsmassnahmen konnten jedoch beide Covid-Gruppen erheblich profitieren: Sie verbesserten sich in allen gemessenen Werten so stark, dass bei Austritt keine Unterschiede zu den klassischen Rehabilitationspatientinnen und -patienten mehr bestanden. Am grössten war die Verbesserung bei den Covid-19-Genesenen.

Auch isolierte Covid-19-Erkrankte profitieren von Rehabilitation

Prof. Dr. med. Stefan Bachmann

Prof. Bachmann: «Wir konnten zeigen, dass bei den Covid-Patientengruppen die Rehabilitation sicher durchgeführt werden kann. Bei den noch isolationspflichtigen Patientinnen und Patienten waren die Umstände zwar erschwert, da sich diese nicht frei in der Klinik bewegen durften. Wir konnten sie nur auf der Isolationsstation unter besonderen Vorsichtsmassnahmen behandeln.

Umso erfreulicher ist das Ergebnis der Studie, das uns zeigt, dass eine Rehabilitation auch für isolierte Covid-19-Erkrankte gut möglich ist. Zudem konnten wir nachweisen, dass Patienten mit aktiver Sars-CoV-2-Infektion und Patienten nach durchgemachter Covid-19-Erkrankung mit teilweise schwerem Verlauf von einer Rehabilitation im gleichen Ausmass profitieren wie Reha-Patientinnen und -Patienten ohne Covid-19.»

 


Details zum Aufbau der Studie

Eintrittsuntersuchung

Bei Eintritt wurden alle Patientinnen und Patienten von einem Team aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachpersonen und Physiotherapeutinnen und -therapeuten untersucht. Anschliessend definierte das Team zusammen mit den Patientinnen und Patienten die Rehabilitationsziele und erstellte ein individuelles Therapieprogramm, das auf die jeweilige Person zugeschnitten war. Die Teilnahme an der Studie hatte keinen Einfluss auf das Rehabilitationsprogramm.

Demografie, Diagnosen und Aufenthaltsdauer

Insgesamt wurden 101 Personen in die Studie eingeschlossen. Die meisten Patienten waren männlich, wurden aus dem Akutspital zugewiesen und lebten vor dem Spitalaufenthalt und der späteren Rehabilitation zu Hause. Die Mehrzahl der Personen in der Isolations-Gruppe sowie der Post-Covid-Gruppe wies eine pulmologische oder internistische Diagnose aufgrund von Covid-19 auf. In der Kontrollgruppe waren muskuloskelettale Diagnosen stärker vertreten, gefolgt von internistischen und onkologischen Diagnosen. Die mittlere Aufenthaltsdauer betrug 23,4 Tage, wobei sie in der Post-Covid-Gruppe mit 25,9 Tagen am längsten war.

Risikofaktoren

Es wurde auch erhoben, welche zusätzlichen Krankheiten bzw. Vorerkrankungen die Betroffenen hatten. Diese sogenannte Komorbiditätslast war bei den isolierten Patientinnen und Patienten und bei der Kontrollgruppe ähnlich, lag bei der Post-Covid-Gruppe jedoch leicht niedriger. Von den relevanten Risikofaktoren war Bluthochdruck am häufigsten in allen drei Gruppen vertreten.

Die ganze Studie zum Nachlesen

Die Arbeit wurde Anfang des Jahres vom Thieme Verlag zur Publikation in der Fachzeitschrift für «Physikalische Medizin, Rehabilitation und Kurortmedizin» akzeptiert: Petzold S, Roisin C, Kool J Bachmann S: Rehabilitationsergebnisse bei Covid-19-Erkrankung: eine Fall-Kontroll-Studie. Phys Med Rehab Kuror 2021, accepted for publication.