Für die Voilà-Ausgabe vom Sommer 2021 haben wir einzelne Pflegende der verschiedenen Standorte aufgefordert, uns kurz und prägnant zu schildern, was sie motiviert, als Rehabilitationspflegende in den Kliniken Valens tätig zu sein.
Unabhängig von der individuellen Motivation jedes Einzelnen vereint uns Pflegende jedoch der Wunsch, «unseren Patientinnen und Patienten alle Massnahmen zuteilwerden zu lassen, die es ihnen ermöglichen, ihre Ressourcen zu mobilisieren, um ein Höchstmass an funktioneller Unabhängigkeit zu erreichen und dadurch ihre Teilnahme an den Alltagsaktivitäten zu fördern.»
Wie wir das machen? Ganz einfach, indem wir für unsere Patientinnen und Patienten da sind, und das rund um die Uhr. Diese Präsenz ermöglicht es uns, ein Milieu zu schaffen, das Rehabilitation zulässt. Wir arbeiten mit einem rehabilitativen Ansatz und orientieren uns an unseren Patienten und an ihren Bedürfnissen und Gewohnheiten.
Gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten
Wir und das gesamte interprofessionelle Team unterstützen die Patienten in der Zielerreichung, wir vermitteln ihnen und ihren Angehörigen Fachwissen – sowohl für den stationären Aufenthalt als auch für die Rehabilitation daheim – und natürlich bilden wir uns fachlich wie auch persönlich stetig weiter, bilden unseren eigenen Nachwuchs aus und sorgen dafür, dass Wissen nicht verloren geht, indem wir verschiedene Generationen von Pflegenden in Teams vereinen. Dadurch sichern wir Erfahrungswissen, lassen aber ebenso Wissen aus Forschung und Entwicklung in unsere tägliche Arbeit einfliessen.
Die so oft geschilderten unattraktiven Arbeitsbedingungen für Pflegende akzeptieren wir als berufstypische Begleiterscheinung, und wir sehen sie als Chance, unseren Berufsstand zu charakterisieren und einzigartig zu machen. Wir von der Pflege sind 24 Stunden für unsere Patientinnen und Patienten da, sind Troubleshooter im interprofessionellen Behandlungsteam, machen auch das Unmögliche möglich, sind Koordinatoren bzw. «Case Manager» für den stationären Aufenthalt, können uns professionell einbringen, übernehmen Verantwortung und fordern Massnahmen ein. Wir bilden junge Berufsanfänger aus und leiten sie an, selbstbewusst aufzutreten, eigenständig zu denken und zu handeln, damit sie ihre Anliegen im interprofessionellen Behandlungsteam einbringen und argumentieren können.
Als ausgewiesene Fachleute müssen wir uns vor niemandem verstecken. Wir sind eine eigene Profession, die immer noch lernen muss, sich als wichtiger Player im Gesundheitswesen zu präsentieren. Gerade in der Corona-Pandemie appellieren wir von der Pflege an die Bürgerinnen und Bürger, sich an die Schutzmassnahmen zu halten und diese konsequent umzusetzen. Das hilft der Pflege und allen anderen im Gesundheitswesen tätigen Menschen mehr als Beifallklatschen auf den Balkonen.
Wieder ganz stark und fröhlich
Rehabilitationspflege an einem Beispiel aus der Rheinburg-Klinik Walzenhausen
Durch einen schweren Unfall mit Polytrauma im August 2019 – einem Fenstersturz aus acht Metern Höhe – mit schwersten körperlichen und psychischen sowie sozialen Einschränkungen wurde Steven am 5. September nach seinem Akutspitalaufenthalt in die Rheinburg-Klinik überwiesen. Die erste Woche blieb er noch in Begleitung seiner Mama in einer lockeren «Rooming-in»-Umgebung. Zu diesem Zeitpunkt bestand in allen ADLs (Activities of Daily Living / Alltagskompetenzen) eine vollständige Abhängigkeit:
Er konnte weder seine Position im Bett verändern, noch sich waschen, essen oder selbstständig die Toilette benutzen. In der Mobilität war er so beeinträchtigt, dass er nur in einem Pflegerollstuhl für kurze Zeit mobilisiert, d. h. bewegt und aktiviert werden konnte.
Die Rehabilitationspflege war von folgenden Grundpfeilern geprägt:
- Familiäre Strukturen auf der Pflegeabteilung schaffen, um Steven psychosozialen Halt zu geben
- Kontinuität in der pflegerischen Betreuung schaffen, d. h. Bezugspflegesystem mit einem gleichbleibenden Pflegeteam
- Stevens Entwicklung im eigenen Tempo ermöglichen
- Empathisches, respektvolles Handeln
So gelang es ihm, Vertrauen zu fassen und aktiv an allen Therapien teilzunehmen, auch wenn seine Mutter nicht anwesend sein konnte.
Nach intensiver Rehabilitation und geplanten weiteren operativen Eingriffen besuchte uns Steven vor wenigen Wochen mit seinen Eltern in der Rheinburg-Klinik. Er lebt inzwischen in einer neuen betreuten Umgebung, sieht seine Eltern wieder regelmässig und hat viele neue Kontakte geknüpft. Wir freuen uns mit Steven und seiner Familie.