Am 14. Januar fand im Rehazentrum Valens der offizielle Festakt anlässlich des 50-jährigen Bestehens statt. Unter dem Motto «In 50 Jahren von der Bäderklinik zum Rehazentrum» wurden die 60 geladenen Gäste, darunter Vertreter aus Gesundheitswesen, Regionalpolitik und Behörden, auf eine bewegende Zeitreise durch die Klinikgeschichte mitgenommen.
Am 14. Januar 1970 wurde nach langjährigen Verhandlungen die Bäderklinik Valens auf der Sonnenterrasse Valens eröffnet. Seither wurde sie in mehreren Etappen erweitert und immer wieder modernisiert. Die grössten Veränderungen sind jedoch nicht von aussen sichtbar – sie finden sich in 50 Jahren fachlicher, wissenschaftlicher und organisatorischer Weiterentwicklung.
Filmischer Rückblick und musikalische Umrahmung
Davon berichtete auch der Film, der den interessierten Gästen nach der Begrüssung durch CEO Dr. Till Hornung präsentiert wurde. Die 20-minütige Vorführung spannte einen Bogen von den ersten Behandlungen mit dem Thermalwasser aus der Taminaschlucht über die frühen Therapieansätze im Bad Pfäfers und die Anfänge der Bäderklinik Valens bis hin zu den heutigen Behandlungen auf dem neuesten Stand der Forschung. Dieses Zeitdokument, bestehend aus historischen und aktuellen Aufnahmen, bildete sozusagen den Rahmen für das weitere Programm – das durch das Solistenensemble «La Compagnia Rossini» mit klassischen Gesangseinlagen würdig umrahmt wurde.
Das Gestern, Heute und Morgen – im Plauderton analysiert
Die im weiteren Verlauf des Abends von Moderatorin Melanie Salis interviewten Gäste sprachen anschliessend in entspannter Atmosphäre über die Entstehung der Klinik, über aktuelle Entwicklungen und künftige Chancen: Regierungsrätin Heidi Hanselmann, die zwischen 2004 und 2016 die Funktion der Vizepräsidentin des Stiftungsrates des Rehazentrums Valens innehatte, sprach von einer grossen Erfolgsgeschichte. Sie gratulierte allen, die daran Anteil hatten, dass diese «Perle» am Rehabilitationsmarkt seit fünf Jahrzehnten Bestand habe und mit ihrem hervorragenden Angebot derart positiv in die Zukunft blicken könne. Christoph Glutz, langjähriger Präsident des Stiftungsrates, berichtete vom anspruchsvollen Umfeld, das es zunehmend schwieriger mache, eine Klinik zu betreiben. Hier lag für die Moderatorin die Frage nahe, ob die Antwort darauf weitere Expansionspläne seien – wo doch die Gruppe Kliniken Valens erst kürzlich die Klinik Gais übernommen habe. Christoph Glutz ging gerne darauf ein, indem er von der ersten, «mutigen» Übernahme des Rehazentrums Walenstadtberg im Jahr 2011 sowie von den seither weiteren überlegt gesetzten Schritten sprach, mit der die Klinikgruppe bestens für die Zukunft gerüstet sei. Neben dem laufenden Projekt Triemli Zürich stehe daher nun eine Phase der Konsolidierung an.
Die Gesprächsrunde mit Dr. Till Hornung, CEO der Kliniken Valens, Chefarzt Dr. Roman Gonzenbach und Christian Rusterholz, einem langjährigen Patienten, beleuchtete die Erfolgsgeschichte der Valenser Rehabilitation anschliessend von der medizinischen und therapeutischen Seite. Christian Rusterholz bestätigte aus Patientensicht die Philosophie des Rehazentrums Valens: Die grösste Stärke seien die individuellen und ausgewogenen Therapiepläne. Das bewege ihn dazu, jeden Tag an seine Grenzen zu gehen – denn wenn er nach einem anstrengenden Therapietag «nudelfertig» ins Bett falle, wisse er, dass er seinem Ziel, kurze Strecken ohne Rollstuhl zurückzulegen, wieder ein paar Meter nähergekommen sei. Dr. Roman Gonzenbach bekräftigte an dieser Stelle, dass aus medizinischer Sicht tatsächlich gelte: Viel Therapie hilft viel. Eine Therapie in Valens sei daher immer eine enorme Herausforderung für die Patientinnen und Patienten. Die Aufgabe der Ärzte- und Therapeuten-Teams sei es hier, jeweils die richtige Balance zu finden; dies gehöre mit zu den anspruchsvollsten Aufgaben in der Rehabilitation. Die Philosophie dahinter erklärte Dr. Till Hornung: Die Menschen kennenlernen, die geeigneten Techniken zielorientiert und individuell anwenden, damit Patientinnen und Patienten jeweils so nahe als möglich an ihrer Leistungsgrenze – in ihrer «orangen Zone» – trainieren können.
Klinikdirektor Mario Gnägi und die langjährige Pflegeassistentin Leonie Locher bildeten den Abschluss im Interview-Reigen. Gefragt nach ersten Berührungspunkten mit der Klinik Valens berichtete Mario Gnägi von seinem Praktikum als junger Physiotherapeut. Schon damals habe es geheissen: «Wenn du eine Stelle in Valens bekommst, dann hast du es geschafft; da dürfen die Therapeuten mit den Ärzten direkt reden.» Und auch heute werde das Miteinander hochgehalten; die grossen und offenen Therapieräume seien eines der sichtbarsten Zeichen dafür: Man arbeite in einem Raum miteinander – und lerne voneinander. Einen gewichtigen Unterschied zwischen früher und heute schilderte dann Leonie Locher, die noch in einer Zeit angefangen hat, als man in der Pflege zehn Tage am Stück arbeitete und dann vier Tage frei hatte. Dass sie noch in Valens sei, das sei auch ihrer Mutter zu verdanken: An ihrem ersten Arbeitstag habe Leonie zu Hause angerufen und gesagt, sie könne hier nicht bleiben; zu schrecklich sei es, all diese armen, kranken Menschen zu sehen. Den mütterlichen Rat «So schnell wirft man die Flinte nicht ins Korn, bleib mal schön», beherzigte sie – und so sei sie jetzt, 45 Jahre später, immer noch da.
50 Jahre Geschichte als Chronik-Buch
Diese Überleitung zum krönenden Abschluss des offiziellen Programmteils hätte nicht besser sein können: Geschichten, Daten und Fakten, aber auch Patienten-Statements und Entwicklungen, die sich im Lauf der Jahrzehnte ereignet haben, sind in einer Chronik im Taschenbuchformat festgehalten – Klinikdirektor Mario Gnägi präsentierte sie den Anwesenden in besonders wertschätzender Weise. Er würdigte die Arbeit aller ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden, die die Klinik zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Bei den Autoren bedankte er sich für ihren Einsatz für ein echtes Stück Zeitgeschichte – ehemalige und langjährige Mitarbeitende wussten gemeinsam mehr als 90 Seiten spannend, berührend und unterhaltsam zu füllen.
Dementsprechend viel Gesprächsstoff gab es dann beim Abendessen und Ausklang – aufgetischt wurden wie bei der Eröffnungsfeier vor 50 Jahren Wiener Würstel mit Kartoffelsalat –, wobei auch schon über das Datum für die 100-Jahr-Feier spekuliert wurde.
Nachtrag:
Radio Südostschweiz hat mit Klinikdirektor Mario Gnägi ein Telefon-Interview geführt. Darin erzählt er, was für ihn an diesem Jubiläum so besonders ist.
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